Statement der Tourismuswirtschaft zum "Wirtschaftsgipfel"
Im Nachgang des heutigen „Wirtschaftsgipfels“ mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erklärt der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) Dr. Michael Frenzel:„Seit fast einem Jahr steht die Tourismuswirtschaft weitgehend still. Unsere Betriebe sind wirtschaftliche Intensivpatienten dieser Pandemie. Die dauerhafte Stigmatisierung unserer Betriebe und Angebote aus Teilen der Politik tut ihr Übriges. Das muss endlich aufhören. Für den weit überwiegenden Teil unserer Betriebe können wir in Anspruch nehmen, kein Infektionstreiber zu sein. Die Tourismusbranche tut zudem alles, um die Sicherheit ihrer Kunden zu gewährleisten.Die Corona-Hilfen wie Kurzarbeitergeld, Überbrückungs- und November-/Dezemberhilfen begrüßen wir und danken dafür unter anderem Bundesminister Altmaier. Die Hilfen sind wichtig, müssen aber im Detail weiter verbessert und deutlich beschleunigt werden. Und klar ist auch: Sie lindern zwar die massiven Folgen dieser Krise. Aber auf Dauer sind sie zu wenig, um die Betriebe der Tourismuswirtschaft wirklich zu retten. Es geht um die Existenzen von Hunderttausenden Unternehmern, 3 Millionen Beschäftigten sowie zahllosen Dienstleistern, Zulieferern und Handwerkern.Wir brauchen endlich eine Öffnungsperspektive. Und diese darf nicht sein, dass wir im Sommer auch irgendwann wieder im Biergarten sitzen können, um mit den Worten des Kanzleramtschefs zu sprechen. Die Politik muss dringend die Frage beantworten, unter welchen nachvollziehbaren, verhältnismäßigen und begründbaren Bedingungen unsere Betriebe endlich wieder öffnen dürfen. Andererseits geht es aber auch und noch viel mehr um die Frage, unter welchen Bedingungen die Tourismuswirtschaft danach dauerhaft arbeiten und die Menschen dauerhaft ausgehen und reisen dürfen.Wir werden trotz anlaufender Impfungen noch lange mit dem Coronavirus leben müssen. Wir brauchen endlich eine politische Lösung, die mit und trotz Corona dauerhaft ein Maximum an öffentlichem Leben, Freizeit und Mobilität garantiert. Dass sie auch ein Jahr nach Pandemiebeginn noch immer fehlt, ist ein Skandal.Wir brauchen mehr als das nüchterne Abraten vom Reisen und das Vertrösten auf bessere Zeiten. Wir fordern eine Kehrtwende, klare Konzepte, die nicht mehr nur auf Sicht fahren. Schlichtes Auf-Zu-Auf-Zu ist zu wenig. Ein differenzierter Ansatz im Umgang mit unserer Branche, mit dem Reisen, mit dem Ausgehen, mit Mobilität ist dringend geboten.Gesundheitsschutz bleibt die wichtige Leitplanke. Wir erwarten, dass die Politik im Dialog mit der Branche gemeinsam Maßnahmen und Handlungsspielräume erarbeitet, die Tourismus und Gesundheitsschutz zusammenbringen. Dazu gehörtSchnell- bzw. Selbstteststrategien sind für alle Bereiche unserer Branche umgehend auf den Weg zu bringen.Die Ausweisung von Risikogebieten im In- und Ausland muss weiter differenziert werden. Sichere Reisekorridore müssen geschaffen werden. Die Pflichtquarantäne nach Rückreise muss ein Ende finden.Ein internationaler Impfpass kann mittelfristig Freiheiten schaffen. Dabei dürfen aber Alternativlösungen für Nichtgeimpfte nicht vergessen werden.Die Hygienekonzepte der Branche haben bereits im vergangenen Jahr gut funktioniert. Wir stehen bereit, diese weiter zu perfektionieren.In diesem Sinne gilt es, weiterzudenken. Statt über die Branche zu reden und unsere Angebote in Frage zu stellen, muss die Politik endlich verstärkt mit der Branche reden und mit uns gemeinsam zielführende Lösungen erarbeiten!Vorsicht ist in der Pandemie fraglos geboten. Völliges Wegducken jedoch nicht. Wir werden noch länger mit dem Virus leben müssen. Dafür brauchen wir Ideen, Maßnahmen und eben auch politischen Willen und Bereitschaft, um Tourismus und generell Freizeitaktivitäten wieder dauerhaft zu ermöglichen.